Wiederherstellung des Hutewaldes | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Wiederherstellung des Hutewaldes

Im Jahr 2015 stellte das Projekt „Huteweide Hundsbaum“ ein zentrales Thema in einer Gemeinderatssitzung dar, welches im Jahr 2019 aufgrund von Widerständen verschiedener Institutionen gestoppt bzw. zurückgestellt wurde. Im Jahr 2024 wurde der Gedanke, das Thema Huteweide auf den gemeindeeigenen Flächen des „Hundsbaum“, südwestlich von Steinebach gelegen, zu verwirklichen, erneut von Dorfbewohnern an die Gemeinde herangetragen. Daraufhin erfolgte nach mehreren Gemeinderatssitzungen, in denen verschiedene Meinungen eingeholt und rege über die Vor- und Nachteile des Projektes Huteweide kontrovers diskutiert wurde, ein Beschluss zur Umsetzung des Vorhabens. Zuvor hatte die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord Koblenz als obere Naturschutzbehörde ebenfalls die Wiederherstellung des Hutewaldes auf dem „Hundsbaum“ befürwortet und die Finanzierung der Projektumsetzung als Maßnahme der Biotopbetreuung zugesichert. Auch das Forstamt Hachenburg unterstützte die Maßnahme und regte eine Umsetzung als „Hutewald“ mit der Beibehaltung einer ausreichenden Gehölzbedeckung an. Im Auftrag der SGD Nord hat Biotopbetreuer Markus Kunz die konkrete Projektplanung erstellt und dabei die Belange der Forstverwaltung, der Landwirtschaft, der Jagd und der Freizeitnutzung sowie artenschutzrechtliche Erfordernisse berücksichtigt. Bedenken aus Naturschutzkreisen konnten im Rahmen von Ortsterminen durch konkrete Anpassungen ausgeräumt werden. Die zum Jahresende 2024 beauftragte Maßnahmenumsetzung ist nun gestartet und wird unter der Leitung der Biotopbetreuung dauerhaft begleitet.

Zunächst werden von einer Fachfirma umfassende Gehölzentnahmen vorgenommen, da der Hutebaumbestand aufgrund fehlender Beweidung zugewachsen ist und die wertvolle, halboffene Landschaft verloren gegangen ist. Insbesondere werden die jahrhundertealten Eichen freigestellt. Später wird eine moderne Weidezaunanlage errichtet, um die Beweidung des Geländes durch einen benachbarten Landwirtschaftsbetrieb zu ermöglichen.

Ziel dieser Maßnahmen ist es, das artenreiche Biotop wiederherzustellen, welches zahlreiche Pflanzen- und Tierarten unterstützt, die auf lichtdurchflutete Wälder angewiesen sind. Die aktuelle Maßnahme stellt den ersten Schritt zur Wiederherstellung der ehemaligen Gemeindeviehweide als Hutewald dar. Nicht nur das Landschaftsbild der sowohl naturschutzfachlich als auch kulturhistorisch wertvollen halboffenen Hutweide wird von der Maßnahme profitieren, sondern besonders auch der Naturhaushalt mit seiner Artenvielfalt. Dazu zählen verschiedene Vogelarten, Heuschrecken, Tagfalter sowie wärmeliebende Totholzkäfer und Fledermäuse, die auf der Roten Liste stehen.

Historisch betrachtet waren Hutewälder vor rund 200 Jahren im Westerwald ein weit verbreiteter Bestandteil unserer Kulturlandschaft, wie uns Herr Antonious Kunz in seinem unlängst gehaltenen Vortrag zur Mertinger Heide vor Augen führte. Das Vieh der im Dorf ansässigen Bauern, vorwiegend Kuhherden, aber auch Ziegen und Schafe, grasten zwischen den Bäumen und verhinderten somit die Ausbreitung dominanter Sträucher und Gehölze. Diese symbiotische Beziehung schuf einen Lebensraum für viele Arten, die im dunklen Wald keine geeigneten Bedingungen vorfanden.

Das perspektivische Ziel des Projekts auf dem Hundsbaum besteht darin, den verbuschten Hutebaumbestand nachhaltig umzuwandeln. Es soll eine Kombination aus offenen Weideflächen, großen Solitärbäumen und Krautflächen entstehen. Das Projekt erstreckt sich über eine Fläche von nahezu fünf Hektar und stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung der Wiederherstellung und Erhaltung einer artenreichen Kulturlandschaft dar. Der „Hundsbaum“ ist mit seinen uralten Bäumen, den Lesesteinhaufen und alten Ackerterrassen ein lebendiger Zeuge der historischen Landnutzung unserer Vorfahren und stellt unser kulturelles Erbe dar.

Ich bin überzeugt, dass wir alle gespannt darauf sein können, wie sich das Projektgebiet im Laufe der Jahre entwickeln wird.

Jürgen Hebel,
Ortsbürgermeister